Die Info-Veranstaltung bei GePGeMi e.V. zum Thema "(Pflege-)Gemeinschaft im Alter - Wie finanziere ich sie?" am 21.04.2023 hat viel Aufmerksamkeit von Senior*innen auf sich gezogen. Vertreter*innen aus verschiedenen Migrant*innengruppen versammelten sich im GePGeMi-Geschäftsbüro, darunter Gäste aus indonesischen, japanischen, koreanischen, thailändischen und vietnamesischen Communities sowie Vertreter*innen aus der afro-deutschen Community.
Die Veranstaltungen im Rahmen der "Werkstatt zur Teilhabe im Alter(n) mit Migrationsgeschichte" bestehen stet aus zwei Teilen: dem Hauptthema und Freizeitaktivitäten für Senior*innen in den Berliner Bezirken.
Freizeitaktivitäten für Senior*innen des AWO-Begegnungszentrum in Kreuzberg
Vor der Diskussion zum Thema Pflege- und Wohngemeinschaften stellte Ark Lucia die Freizeitaktivitäten für Senior*innen des AWO-Begegnungszentrums in Kreuzberg vor. Das Begegnungszentrum ist eine Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt, die sich für Integration, Inklusion und Teilhabe einsetzt. Es bietet Beratung, Integrationsangebote, Bildungs- und Begegnungsmöglichkeiten für Migrant*innen und Deutsche an.
Das monatliche Programm des Begegnungszentrums umfasst verschiedene Veranstaltungen und Gruppentreffen, wie zum Beispiel die Handarbeitsgruppe am Dienstag, den Sevillana-Tanzkurs am Mittwoch und das Begegnungs-Café am Donnerstag. Es gibt auch ein digitales Café am Freitag, wo man alles rund um digitale Themen lernen und diskutieren kann. Einen Überblick über die Angebote finden Sie hier!
Kultursensible (Pflege-)Wohngemeinschaft - Ein Modell aus der koreanischen Community in Berlin
Im Alter wird die Frage nach einer passenden Wohnform immer wichtiger, besonders wenn man auf Pflege angewiesen ist. Eine Möglichkeit ist eine (Pflege-)Wohngemeinschaft, in der man mit anderen Menschen zusammenlebt und sich gegenseitig unterstützt. Doch wie gründet man eine solche WG?
In dem zweiten Vortrag hat uns Jieun Bong, Vorsitzende des kultursensiblen Altenhilfe HeRo e.V., ein Wohngemeinschaftsmodell für Pflegebedürftige der koreanischen Community vorgestellt.
HeRo e.V. ist ein gemeinnütziger Verein in Berlin, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, verschiedene Dienste im Gesundheits- und Pflegebereich
für Mitmenschen anzubieten. Der Verein zielt darauf ab, die Lebenssituation von an demenziell und/oder somatisch Erkrankten zu verbessern, insbesondere für Migrant*innen sowie die Unterstützung ihrer Angehörigen und aller an ihrer Pflege beteiligten Personen. Das Handeln des Vereins basiert auf den christlichen Werten der Nächstenliebe und Gemeinsinn.
HeRo e.V. plant eine Wohngemeinschaft (WG) für Pflegebedürftige aus der koreanischen Community in Berlin zu gründen. Die WG soll generationsübergreifend sein und aus 6 bis 8 Plätzen bestehen. Pflegebedürftige werden durch einen ambulanten Pflegedienst versorgt und durch Ehrenamtliche in ihrer Muttersprache betreut. So können sie auch im Kontakt mit ihrer heimatlichen Kultur bleiben.
Trotz der vielen Vorteile, die eine Wohngemeinschaft bietet, gibt es jedoch auch Herausforderungen. Eine geeignete und bezahlbare Immobilie zu finden und Leerstand nach dem Tod oder Auszug der Bewohner*innen zu vermeiden sind einige davon. Aber HeRo e.V. verfügt über einige geeignete Ressourcen, wie engagierte Ehrenamtliche, Fachkräfte aus der Community sowie die Unterstützung von Angehörigen. Dadurch besteht eine Zuversicht, dass die Wohngemeinschaft zukunftsnah gegründet werden kann.
Kosten und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten in Pflege-Wohngemeinschaften
In dem dritten Vortrag geht es um die Kosten und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten in einer Pflegegemeinschaft. Die Referentin Rike Lehrkamp leitet den Pflegestützpunkt Neukölln, einer von insgesamt 36 Pflegestützpunkten in Berlin. Diese informieren und beraten zu allen Fragen rund um die Pflege in Berlin. Die Unterstützung ist kostenlos und unabhängig.
Eine Pflege-Wohngemeinschaft ist keine Einrichtung wie ein Pflegeheim. Stattdessen leben dort mehrere Personen zusammen in einer gemeinsam genutzten Wohnung. Die Betreuung und Pflege wird von ambulanten Pflegediensten übernommen. Es gibt selbstverantwortete und anbieterverantwortete Pflege-Wohngemeinschaften. Eine selbstverantwortete Pflege-Wohngemeinschaft bedeutet, dass die Bewohnerinnen selbst entscheiden können, wer ihnen welche Pflege- und Betreuungsleistungen anbietet und wie sie ihr Zusammenleben gestalten.
Menschen, die pflegebedürftig sind, können je nach Pflegegrad Leistungen aus der Pflegeversicherung bekommen. Es gibt jedoch viele Kosten in einer Pflege-Wohngemeinschaft, wie zum Beispiel Miete, Verpflegung, Reinigung, Strom und Heizung, sowie die Kosten für Pflege und Betreuung. Eine Beispielrechnung zeigt, dass eine Person mit Pflegegrad 4 insgesamt 6.682,64 € für ihre Pflege-WG bezahlen muss. Die Pflegeversicherung übernimmt 1.693 €, so dass die pflegebedürftige Person einen Eigenanteil von 4.989,64 € leisten muss.
Was tun, wenn das Einkommen und Vermögen nicht ausreichen?
Wenn das Einkommen und Vermögen nicht ausreichen, kann man einen Antrag auf finanzielle Unterstützung beim zuständigen Sozialamt stellen. Es gibt ein bestimmtes Geld, das man behalten darf, das nennt man Schonvermögen. Man kann zum Beispiel bis zu 10.000 € sparen (oder 20.000 €, wenn man verheiratet oder in einer Lebenspartnerschaft ist). Auch kann man bis zu 8.700 € für Bestattung und Grabpflege sparen. Wenn man ein Haus oder eine Wohnung hat, in dem man wohnt, dann darf man das auch behalten. Die erwachsene Kinder von Pflegebedürftigen müssen ihre Eltern erst dann finanziell helfen, wenn sie ein Jahreseinkommen über 100.000 € verdienen.
Eine (Pflege-)Wohngemeinschaft kann eine gute Möglichkeit sein, im Alter mit anderen Menschen zusammenzuleben und sich gegenseitig zu unterstützen. Es gibt verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, um eine solche WG zu gründen. Wichtig ist es jedoch, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich gut zu informieren, um die beste Option zu finden.
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