Am vergangenen Samstag, den 17. April 2021, fand das erste Treffen der „Arbeitsgruppe II: Interesse und Bedürfnisse von UNS“ im Rahmen des Projektes „Werkstatt pol_Part“ statt. Es ging bei der Online-Veranstaltung um das Thema Altenhilfe in Berlin und Migrant*innen in der Altenhilfe. Es nahmen 12 Personen teil.
In Bezug auf die kommenden Veranstaltungen von GePGeMi gab Frau Park zuerst einen Überblick über die drei Arbeitsgruppen. Aufgrund der unterschiedlichen Inhalte soll die "Werkstatt" in drei Arbeitsgruppen unterteilt werden, damit die anschließenden Diskussionen sinnvoll und zielführend gestaltet werden können:
AG I – Unsere Migrationsgeschichte
AG II – Interesse und Bedürfnisse von UNS
AG III - Wählen und gewählt werden
In der kommenden „AG III - wählen und gewählt werden“ geht es vor allem um das politische Handeln, wobei es in drei wesentlichen Punkten konkretisiert wird: Vernetzung, Informierung und Interessenformulierung:
Vernetzung: Um politisch handeln zu können, brauchen wir eine gute Vernetzung. Dadurch können Meinungen und Ideen ausgetauscht werden. Eine gute Vernetzung gibt uns auch die Möglichkeit, anderen Interessierten zu finden, mit ihnen über die Umsetzung einer bestimmten Idee nachzudenken bzw. sie zu realisieren.
Informierung ist ein wichtiger Teil des politischen Handelns. Wichtige Informationen, wie zum Beispiel die politische Teilhaberechte, sollen in verschiedenen Communities verbreitet werden, damit auch Migrant*innen mit Sprachbarrieren ihre Rechte wahrnehmen können, wenn sie es wollen.
Interessenformulierung: Um Wünsche und Bedürfnisse realisieren zu können, sollen sie klar und konkret formuliert werden. Die Wünsche und Bedürfnisse von Senior*innen mit Migrationsgeschichte, die wir in der AG I und II gesprochen haben, werden zusammengefasst und konkret formuliert, sodass wir sie z.B. in Seniorengremien, aufmerksam machen können.
In der AG II wollen wir uns regelmäßig über die Altenhilfe beziehungsweise die Seniorenarbeit in Berlin informieren. Darüber hinaus werden wir über unsere Lebens- und Bedarfslagen sowie unseren Ressourcen im Berliner Altenhilfesystem diskutieren. Denn wir wollen uns unserer Probleme und Ressourcen bewusster werden und uns mit Politik, Verwaltung und Seniorengremien in Berlin über unsere Wünsche, Interessen und Bedürfnisse austauschen.
In der „AG I: Unsere Migrationsgeschichte“ tauschen ältere Migrant*innen ihren eigenen Migrationsgeschichten aus. Bei dem ersten Treffen der AG I wurden die Geschichten der Teilnehmenden zum Thema “Ankunft” in den jeweiligen historischen Kontexten geordnet und dies in einen digitalen Zeitstrahl zusammengefügt. Des Weiteren wollen wir diesen Zeitstrahl mit anderen Themen (z.B. Beruf und Liebe etc.) erweitern, damit wir ihn schließlich veröffentlichen können. So machen wir unsere Migrationsgeschichte nicht nur sichtbar, sondern wir leisten auch einen Beitrag zur Vielfalt der Berliner Gesellschaft.
Außer den Arbeitsgruppen bietet GePGeMi ein weiteres Rhetoriktraining mit dem erfahrenen Referenten, Dr. Chadi Bahouth, an. Das Training besteht aus drei Modulen, die Ende April bis Mitte Mai stattfinden werden. (Siehe: Veranstaltungsinfo)
Im Blick auf den inhaltlichen Vortrag stellte Frau Jieun Park den „Überblick über Altenhilfe in Berlin und Migrant*innen in der Altenhilfe“ vor, damit wir konstruktiv über unsere Bedürfnisse diskutieren können.
Zusammengefasst wird die Altenhilfe in Deutschland laut den rechtlichen Angaben (§71 SGB XII) als Aufgabenbereich öffentlicher Daseinsvorsorge verstanden. Dabei sind ältere Menschen nicht nur einseitig als zu versorgendes Klientel zu betrachten, sondern auch ihre Ressourcen und Potential wahrzunehmen und zu fördern. Das Konzept der Altenhilfe bleibt aber in der Praxis noch mit traditionellen Begriffsverständnis von Altenhilfe: Die Maßnahmen im Altenhilfebereich sich eher auf „betreuenden“ und „kurativ-versorgenden“ Angeboten, wie z.B. Angebote von ambulanter und stationärer Pflege, zu fokussieren. „fördernde“ und „partizipative“ Angeboten, wie z.B. Angebote der Freizeitgestaltung, Bildung, Kultur, Begegnung, Interessenvertretung und Lobbyarbeit oder Angebot zur Förderung des Engagements usw. sind weniger strukturiert.
Nach dem Input über die Handlungsbereiche der Altenhilfe in Berlin gab es eine Diskussion. Drei Fragen wurden gestellt und diskutiert.
Welche Angebote der Altenhilfe sind für ältere Menschen mit Migrationsgeschichte bzw. meine Community besonders schwer zugänglich? Warum?
Grundsätzlich gibt es bei älteren Migrant*innen Vertrauensprobleme, offene Angebote wahrzunehmen. Man muss geduldig sein, mit ihnen zu reden, bis sie offen sind. Manche ältere Menschen haben auch Angst, Geld auszugeben. Daher ist es auch wichtig, deutlich über die kostenfreien Angebote zu informieren. Außerdem spielt der Sprachmangel auch eine Rolle, da ältere Migrant*innen oft die Informationen auf Deutsch nicht verstehen können. Deswegen ist es vernünftig, älteren Migrant*innen auf ihre Muttersprache persönlich anzusprechen.
Welche sozialen Benachteiligungen und Risiken sehe ich besonders in meiner Community?
Frauen mit Migrationsgeschichte sind von Benachteiligung stärker betroffen als Männer. Dies trifft in vielen asiatischen Communities zu. In der thailändischen Community passiert es zum Beispiel oft, dass die thailändischen Frauen, die kaum Deutsch sprechen können und wegen der Heirat mit einem deutschen Mann nach Deutschland gezogen sind, nach dem Tod ihres Ehemannes Schwierigkeiten bekommen, allein zu leben.
Welche Potenziale und Ressourcen sehe ich besonders in meiner Community?
Die Vietnamesen sind zum Beispiel gut organisiert. Viele haben ihr Leben hier gut aufgebaut. Dong Xuan Center ist ein gutes Beispiel, dass man es schaffen kann, was man will. Viele von der Community sind Akademiker, Ingenieure und Ärzte. In der Zukunft werden die Communities hoffentlich besser etabliert.
Mitglieder der thailändischen Community sind sehr gut miteinander vernetzt. Trotz der Sprachbarriere könnte Informationen innerhalb der Community schnell ausgebreitet werden, wenn sie auf Thailändisch übersetzt würde.
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