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AG II - Interessen und Bedürfnisse von UNS - Wir wollen gesund alt werden!

Aktualisiert: 30. Aug. 2022

Unser zweites diesjähriges Treffen der „AG II – Interessen und Bedürfnisse von UNS“ hat am 21.07.2022 stattgefunden. Das Ziel dieses Treffens ist es, hinsichtlich der Altenhilfe gemeinsame Interessen und Bedürfnisse älterer Zugewanderter aus verschiedenen asiatischen Gemeinschaften herauszufinden. Als Input für die Diskussion wurden ausgewählte Ergebnisse von zwei Studien von GePGeMi vorgestellt.



Hintergrund

In Deutschland wächst die Zahl älterer Migrant*innen sehr schnell. Es stellt sich daher die Frage, ob Interessen und Bedürfnisse älterer Zugewanderter aus kleineren Communities in der Altenhilfe ausreichend berücksichtigt werden.


Vor diesem Hintergrund hat die Mitwirkenden der AG II bei GePGeMi zum Ziel gesetzt, gemeinsame Interessen und Bedürfnisse asiatischer Seniorinnen und Senioren in Berlin herauszufinden und diese im Austausch mit der Politik und Verwaltung vorzubringen.


Als Input für unsere Diskussion hat GePGeMi ausgewählte Ergebnisse von zwei folgenden Studien vorgestellt:

  • Gesundheitsbezogene Lebensqualität und Altersbilder (2016 – 2019) [Studie 1]

  • Versorgung von Pflegebedürftigen mit asiatischem Migrationshintergrund in Berlin (2018) [Studie 2].

Die ausgewählten Studienergebnisse

Bei der Studie 1 wurden Migrantinnen und Migranten aus Japan, Südkorea und Vietnam befragt, die 55 Jahre oder älter waren. Es gibt zwei folgende interessante Ergebnisse:

  • Erstens ist es aufgefallen, dass die befragten Vietnamesinnen und Vietnamesen ihre physische Gesundheit deutlich schlechter empfinden, als Befragten mit japanischer oder südkoreanischer Herkunft, obwohl die vietnamesischen Befragten im Durchschnitt viel jünger sind (Kim 2020).

Quelle: Kim 2020, S. 26

  • Zweitens empfinden die asiatischen Befragten ihre physische und psychische Gesundheit insgesamt schlechter als gleichaltrige Deutsche ohne Migrationshintergrund, wenn man die Ergebnisse der Studie 1 mit den der Studie von Ellert und Kolleg*innen (2005) vergleicht (Kim 2020).

Wenn es stimmt, dass ältere Asiat*innen in Berlin gesundheitlich schlechter empfinden als ihre gleichaltrige Deutsche, stellte sich die Frage, warum es so ist? Wäre ein der Gründe vielleicht die Zugangsbarrieren im Pflege- und Gesundheitssystem?


Zugangsbarrieren im Pflege- und Gesundheitssystem

In der Studie 2 hat GePGeMi die Perspektive sowohl von den Pflegeeinrichtungen als auch von den Betroffenen und ihren Familien untersucht. Es gibt folgende Gemeinsamkeiten:

  • Informationsmangel durch Sprachbarrieren

  • Mangel an Informationsmaterialien, die an Besonderheiten der Communites anpassen.

  • bürokratische Hürden beim Prozess der Hilfeleistung

  • kulturelle Unterschiede in Lebens- bzw. Alltagsgewohnheiten

Es besteht jedoch einen Unterschied: Während der Einrichtungen die Faktoren wie Informationsflut, religiöse Gründe und Angst vor deutschen Institutionen weniger als Barrieren betrachten, gaben die asiatischen Betroffenen an, dass sie die Schwellenangst aufgrund negativer Erfahrungen mit deutschen Behörden als eine Zugangsbarriere sehen (Kim 2019).


Wünsche der befragten Pflegebedürftigen und ihrer Familienangehörigen

  • geringe Erwartungen an eigene Kinder bzgl. der Pflege

  • landesspezifische bzw. asiatische Wohngemeinschaft

  • WG für demenzerkrankte asiatische Migrantinnen und Migranten

  • kompakte Informationen in Muttersprache

  • muttersprachliche Versorgung und Pflegepersonal mit Herzenwärme

Bei der Studie 2 sticht hervor, dass die befragten Senior*innen ihre erwachsenen Kinder nicht zur Last fallen wollen. Das bedeutet, dass sie im Pflegefall ambulante oder stationäre Pflege in Anspruch nehmen würden.


Damit ihre besonderen Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten besser berücksichtigt werden könnten, wäre im stationären Pflegefall eine landessspezifische bzw. asiatische Wohngemeinschaft sinnvoll, insbesondere für demenz-erkrankten Pflegebedürftige.


Ähnlich wie die Perspektive der Pflegeeinrichtungen halten die befragten Personen für hilfreich, wenn kompakte Informationen in Muttersprache zur Verfügung gestellt würden.


Zu guter Letzt haben sie den Wunsch nach einer muttersprachlichen Versorgung und Pflegepersonal mit Herzenswärme.


Diskussionen


In der Gruppendiskussion wurde thematisiert, dass die Idee einer landesspezifischen Wohngemeinschaft nicht neu sei. Es gab im im Jahr 2006 bereits das erste türkische Seniorenheim in Berlin. Doch haben nur eine kleine Anzahl von Türkinnen und Türken diese Möglichkeit genutzt, weil es für die Community ein Tabu sei, dass die erwachsenen Kinder ihre Eltern ins Heim schicken.


Unter der koreanischen Community gab es im Zeitraum von ca. 2010 bis 2019 einen ähnlichen Versuch, WG-Plätze für koreanisch-sprachige Seniorinnen und Senioren in einer Einrichtung in Lichtenberg bereitzustellen. Jedoch hat der Versuch aus verschiedenen Gründen auch gescheitert. Es fehlt weiterhin die Nachfrage!


Aus dieser Erfahrung scheint eine landesspezifische Wohnform für kleinere Migrant*innengruppen in diesem Zeitpunkt unrealistisch zu sein. In der Zukunft wird jedoch der Bedarf nach Pflege- und Gesundheitsversorgung stark steigen. Es ist daher sinnvoll, eine innovative gemeinschaftliche Pflege-Wohnform zu entwickeln, in der Menschen aus nahen Kulturräumen zusammenleben können. Dadurch könnten nicht nur die besonderen Bedürfnissen und Lebensgewohnheiten von asiatischen Pflegebedürftigen besser berücksichtigt werden; die Pflege-Wohnform könnte auch eine entlastende Alternativ für die Familienangehörigen anbieten.


Um es zu verwirklichen, brauchen wir nicht nur eine langfristige Zusammenarbeit zwischen der Berliner Verwaltung und verschiedenen Migrant*innenorganisationen, sondern auch Ihre laute Stimme!


Liebe asiatische Seniorinnen und Senioren, wir wollen in der Migration gesund alt werden! Gemeinsam werden wir es schaffen!


Das GePGeMi-Team

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